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T r a v e l s  -  R e i s e n




R i v i e r a - E x p r e s s



IC Venezia - Milano - La Spezia, FS E444R, Peschiera 1998 (WS)

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Die billigste Reisemoeglichkeit fuer den Studenten vom heimatlichen Tegernsee nach dem Sueden fuehrt in jenem September 1960 mit dem "Europabus" der Österreichischen Bundesbahnen nach Innsbruck und von dort mit dem Zug ueber den Brenner. Es ist einer der Schnellzuege Muenchen - Rom, der nachts das von leichtem Nebel erfuellte Matreier Tal empor gleitet. Funken gehen von der nassen Oberleitung in gruenen Kaskaden nieder, vor den schwarz gegen des Nachthimmel abgezeichneten Bergsilhouetten. Bei einem kurzen Gang auf den bahnsteig um zwei Uhr ist zu sehen, dass die Drehstromserie E432 am Brenner die beiden dunkelgruenen 1067 abgeloest hat. Zuvor waren Schnellzuege in Suedtirol mit drei bis vier der kleinen E554 bespannt gewesen.

EC Ticino Milano - Zuerich, Milano Centrale 1996 (WS)


Am Morgen in der staehlernen Kathedrale der Mailaender Bahnhofshalle aus der Mussolini-Zeit steht der Italia-Express in zwei Teilen: Der erste war mit franzoesischen Wagen aus Calais, einem luxemburgischen, belgischen und einem silbrigen Schlafwagen des Typs P aus Oostende hinter der alten eckigen E428 angekommen. Sie sieht mit ihrem Khaki-Anstrich viel "technischer" aus als die neuere E646, die den fuer Rom bestimmten zweiten Teil uebernimmt. Dieser fuehrt auch Schlafwagen vom Typ U aus Amsterdam, aus Stockholm und einen alten Wagon-Lits vom Typ Z mit der Tafel OOSTENDE-MEDITERRANNEE-EPRESS.

Riviera-Express (Frankfurt -/ Dortmund -) Genova - Ventimiglia, FS E656, San Remo 1991 (WS)



Express Roma - Nice, SNCF BB22200, Villefranche-sur-Mer 1991 (WS)


Die Reise geht mit dem Riviera-Express hinter einer E428 weiter. Nach abermaligem Übergang auf das Drehstromsystem, diesmal in Voghera, und der knallend-halligen Durchfahrt durch die Mauerschluchten von Genua, wo der Schlafwagen Typ U vom Italia-Express aus Kopenhagen zurueck gelassen wird, winden sich die 16 Wagen, darunter blaue hollaendische und gruene deutsche Couchettes, zwischen meerumspuelten Felsklippen und bluehenden Gaerten auf eingleisiger Strecke hinter zwei E431 die Riviera entlang, begegnen in San Remo den hier nur aus zwei Wagen bestehenden Train Bleu und werden in Ventimiglia wieder rangiert, eine altertuemliche italienische Wagengruppe Mailand - Bordeaux nun am Zugschluss.

Und jetzt, als es schon fast wieder Abend ist, legt der zuvor recht "lahme" Riviera-Express richtig los, wirft sich in die Kurven zwischen den Hotelpalaesten, wiederhallenden Steinmauern, Agaven und dem Meer, im beißenden Rauch der Ölfeuerung - denn nun faehrt er nicht mehr elektrisch, sondern mit Dampf, hinter einer 141R. Am anderen Tag, in Nizza, ist zu sehen wie der Train Bleu und die anderen Zuege mit dieser amerikanischen Maschine hier ankommen.

Noch oft sollte in den Jahren darauf der Train Bleu, dieser unnahbarste Zug Europas, zu bewundern sein, bei den Osterreisen mit Mutter (fuer jene Generation war die Cote d'Azur oder Riviera jahrzehntelang ein unerfuellter Traum gewesen), wenn er in bis zu drei Teilen aus Paris ankam oder abends in Nizza abfuhr: Alles Wagons-Lits, meist Typ LX "Grand Luxe", aus manchen Abteilen leuchtet die edle Holztaefelung, an den Tueren mit den ovalen Jugendstilfenstern stehen die wuerdigen Schlafwagenschaffner, Dienstmaenner bringen Ladungen teurer Koffer, feine aeltere Herrschaften steigen ein... Dann faucht die 141R mit den 14 oder 16 Wagen in die Nacht hinaus...

Am fruehen Nachmittag verlaesst Nizza in jenen Jahren Le Mistral, damals der "schnellste Zug der Welt". Eine Diva laesst sich vom Diener den Koffer in den Pullman-Salonwagen tragen; die Geschaeftsleute und auslaendischen Touristen nehmen in den Abteilen der silbernen "Inox"-Wagen auf breiten roten Stoffpolstern Platz. Es gibt nur erste Klasse. Im Speisewagen wird derweilen das Menue vorbereitet - waehrend der Mistral durch die Gaerten von Antibes hastet, einen kurzen Halt in Cannes einlegt, dann die herrlichen roten Felsen von Roquebrune und das Olivgruen der Provence unter einer schwarzen Rauchwolke hinter sich laesst. Der unruhige Lauf der 141R limitiert die Geschwindigkeit auf 105 km/h, wohingegen er mit den aelteren Pacific der PLM um eine halbe Stunde schneller haette sein koennen bis zur Einfahrt in Marseille.

Dort, in Marseille-Saint Charles, setzt sich eine Mountain vor den Zug, eine 241P, von ihrem Konstrukteur Chan im PLM-Stil gehalten, schwarz mit olivgruen, ein Berg von einer Maschine: hoher Kessel, gewoelbt wie die Silhouette einer Raubkatze, geduckt dahinter der kleine Fuehrerstand, die Lokmannschaft mit Muetzen "verkehrt herum" aufgesetzt, mit Schutzbrillen wie Rennfahrer. Die Geschwindigkeit des fast lautlosen Vierzylinder-Verbund-Riesen ist in den klimatisierten Wagen kaum zu ahnen und dennoch beginnt die eigentliche Rekordstrecke erst auf dem elektrifizierten Abschnitt. In Avignon verlaesst die herrliche Mountain den Zug und eine helltuerkisfarbene Gleichstromlok BB9200 setzt sich an ihre Stelle...

Sassnitz-Express Riviera-Express Brenner-Express