
Auckland Overlander Auckland - Wellington, Auckland 1997 (WS)
So klein, so ruhig ist Auckland im Vergleich zu Sydney, besonders am Sonntag. Nichts los im Hafen, alles leer um den Bahnhof herum. Wird er ueberhaupt offen sein? Ein Schild verkuendet naemlich in jenem Jahr 1997: "Railwaystation for sale", zum Verkaufen. Weit hinter dem Gruenderzeitbau steht aber ein Zug und Leute warten davor: Eine sechsachsige General Motors Nr. 7036, ein Gepaeckwagen, drei kurze Kapspur-Vierachser, der letzte zum Aussichts-Schlusswagen umgebaut, huebsch gepolsterte Flugzeugsessel darinnen, alles blau lackiert mit "Tranz Scenic"-Aufschrift - der Nachtzug Northerner nach der 685 km entfernten, eher noch ruhigeren Hauptstadt Wellington. Auf dem Nachbargleis stehen noch aelter aussehende Wagen, fuer Sonderfahrten, wie ein Rangierer erklaert. "Der Nachtzug ist auch nicht neuer, so aus den vierziger Jahren", sagt er noch.
Tage spaeter: In der Morgensonne glaenzt silbern der zweiteilige Diesel-Schnelltriebwagen "Silver Fern", der einst Auckland - Wellington fuhr, und dahinter steht der Overlander, der mit der gleichen Garnitur wie der Nachtzug nach der Hauptstadt verkehrt. Er wird von der grauen General Electric Nr. 5045 der Klasse DX gezogen. Eine der frueheren Niagara-Schnellzuglok, welche fuer hohe Leistung trotz Kapspur geruehmt wurden, die als Prototyp fuer die Klassen 30K, 35Ka und 6Kb geltende Nr. 900 von 1932 ist im Transport Museum zu bewundern. Wie sie das enge Lichtraumprofil ausnuetzt, erinnert sie, ganz in Schwarz gehalten, an die kompakte Kraft eines Panthers.
Vor dem "Silver Fern" prueft der Service-Chef die Platzreservierungen, Einsteigen, weiche fellbezogene Sessel, immer in Fahrtrichtung gedreht, nehmen die Passagiere auf, in einem Interieur aus Chrom, Neon und dicken Teppichen. Der Zug ist 1973 als Klasse RM von Toshiba gebaut worden.
Um 8 Uhr 20 faehrt er unter dem Namen Geyserland nach Rotorua ab, dem bekannten Touristenziel auf dem Vulkanplateau. Ausfahrt in einer Linkskurve suedwaerts, waehrend die einfahrenden Zuege am Hafen entlang von der Ostkueste hereinkommen. Draußen zieht die Parklandschaft Aucklands vorbei - und schon serviert die Stewardess einen Soft Drink, spaeter werden die Bestellungen fuer ein kleines Mittagessen aufgenommen. Signalhalt an einer Bucht an der Westkueste, nahe Onahunga, wo die erste Bahn Neuseelands endete, die beide Kuesten verband.
Bei einem starken Fruehstueckstee (eben britisch) geht es zwischen Huegeln hindurch und, natuerlich, an Schafweiden vorueber. In Huntley kommt ein anderer "Silver Fern" aus Tauranga an der Ostkueste entgegen. Industrievororte und rot/gelbe Ellok EF von Brush zeigen die Ankunft in Hamilton Frankton Junction an, denn hier beginnt der Wechselstrom-Fahrdraht der Hauptstrecke nach Wellington. Die EF ziehen den Overland bis Palmerston North, wenn nicht gerade die Diesellok durchlaeuft. Unser Triebwagen haelt in einer Linksabzweigung, wo er die Hauptstrecke verlaesst und wo ein Anschlussbus nach Hamilton wartet.
Reisende steigen zu, dann geht die Fahrt ueber Weideland nach Westen. Hinter Matamata ruecken die Grashuegel naeher zusammen. Bei Putaruru, alles Namen aus der Maori-Sprache, beginnt die Steigung hinauf auf das vulkanische Plateau. Zwischen Kiefern, Schilf und Farnkraut windet sich das Gleis. Begleitet von Laubbaeumen und Riesenfarnen, die wie Palmen aussehen, erreicht es die Hochflaeche, von der aus der Blick nach dem nahen See geht. Der Zug kommt in dem Kurbad Rotorua an, einem Haltepunkt wie auf freier Strecke. Umsteigen bei einem warmen Regen in den Kleinbus zur Fahrt in das Wunderland kochender Quellen, brodelnder Schlammloecher und dampfender Geyser...
RM 18 "Geyserland", 1997 (WS)

"Geyserland" Auckland - Rororua, RM24, Rotorua 1997 (WS)

Geyserland (WS)