Fun Schiff zu den Virgin Island
(Fotos WS. Text Deutsch. English Version hier klicken)


"Century" und Voyager class, Miami 2007

Ocean Drive, ein Lamborghini


Laßt uns dem kalten Norden entkommen, laßt uns nach Miami fahren, der Stadt der Wolkenkratzer über Palmen, der Stadt des South Beach und der Sonne... Sucht Euch ein gelbes oder rosafarbenes Hotel im Art Deco District, seht die Inseln der Milliardäre, bummelt den Ocean Drive entlang, die „hypest" Meile der Erde, der Laufsteg der Models und Starlets, wo Jünglinge mit Vaters Bentley oder mit dem eigenen Lamborghini ankommen, und bewundert die Parade der Megaschiffe wenn sie den Main Channel paßieren, auf die offene See hinaus, der Karibik zu...

Einschiffung auf der "Carnival Triumph", einem Megaschiff der Carnival Cruise Lines, am 10. März 2007: Tausende von Paßagieren gehen durch die ID-, Paß und Ticket-Kontrolle, eine Armee von Angestellten sorgt für das Außtellen der Onboard Charge Card (wir werden von einer Japanerin in unserer eigenen Sprache begrüßt), eine andere Mannschaft übernimmt das Gepäck, beim Anstehen ist wolkenkratzerhoch der 100 000-Tonner gleich nebenan zu sehen. Eintreten in den Riesen, in die Welt aus "glitz and glamour", die "Capitol"-Lobby türmt sich viele Stockwerke hoch, gläserne Aufzüge gleiten darin auf und ab, Leute sitzen da schon an der Bar beim kühlen Welcome Drink. Auffinden der Kabine auf einem der Dutzend Decks und die erste überraschung: der "State Room" ist fast wie eine Suite, Vorraum, Bad, alles perfekt, der Wohnraum geht in den Schlafraum über, eine Spiegelwand läßt alles doppelt so groß wirken und durch das breite Fenster scheint die Sonne Floridas - das ist nun das Zuhause für eine Traumreise durch die Karibik.


"Carnival Triumph"



Abfahrt Miami

Einer der schier unzähligen Aufzüge bringt uns hinauf auf das "Lido Deck" and da, um den Pool herum, auf den Rängen wie in einer Arena, wimmelt es bereits von jungen Leuten, auch vielen Schwarzen und Latinos darunter, dazu Reggae Live Music, Bob Marley Songs unter subtropischer Sonne - hier ist das Leben zu Hause (wie anders stellt man sich in Old Europe zu jener Zeit noch Kreuzfahrten vor), das ist eben das "Fun Ship".

Ohrenbetäubendes Tuten, eine halbe Stunde vor Abfahrt wird von den Kabinen aus zum "US Coast Guard Boat Drill" angetreten. Neben uns steht ein neu vermähltes Paar, sie in langem weißen Brautkleid, wie alle anderen die orangefarbene Schwimmweste angelegt. Vorbei der Drill, dann werden die Leinen losgemacht. Langsam löst sich die "Carnival Triumph" vom Kai, setzt sich in Bewegung. Tausende Menschen stehen an Deck, schauen zu wie sie behutsam und ohne Schlepperhilfe durch den Main Channel gleitet. Zwölf Stockwerke tiefer unten, auf dem benachbarten MacArthur Causeway, stauen sich die Autokolonnen, dahinter sind Hibiscus Island und die Venetian Islands zu sehen, die Inseln wo sich Frank Sinatra, Liz Taylor, Madonna und Milliardäre ihre Villen unter Palmen hingebaut haben. Durch den Government Cut, vorüber am South Beach, wird die offene See erreicht. Hinter uns folgt die "Century" der Celebrity Cruises, dann zwei weiße Riesen der Royal Caribbean, alle etwa im Meilenabstand. Miami und die Wolkenkratzer bleiben zurück. Zwei Stunden später verschwindet der Sonnenball glutrot hinter einer Wolke, kommt darunter wieder hervor und geht danach im Meer unter, an deßen Horizont im Fernglas mikroskopisch klein noch die Spitzen der Wolkenkratzer zu sehen sind. Der Abendstern steht am Himmel. Kurs auf die Bahamas.


Sonnenuntergang über Miami

Das Dinner im Paris Dining Room ist an jenem Abend noch informell. An unserem Tisch sitzt ein junges Ehepaar aus Kanada, sie Südfranzösin (sieht aus wie Audrey Hepburn), und ein Paar aus dem deutschen Osten, er hat in Cuba gelebt. Die Gerichte sind französisch, international oder betont amerikanisch, ganz wie man will. Das Menu besteht aus vier Gängen, für jeden Gang stehen vier oder fünf Gerichte zur Auswahl, alles nach den Vorgaben des französischen Michelin-Star Chef Georges Blanc, alles korrekt serviert. Unsere Kellnerin ist Tschechin, ihr Mann kommt aus Israel. An anderen Tagen bedient ein Thailänder, zweimal im Jahr fliegt er nach Hause. Spät am Abend geht es noch in den Oxford Club, in deßen "alt-englischem" Ambiente, gerahmt von Bildern der Monarchen, eine Jazz Combo spielt. Sie ist wirklich gut, aber die Fans sind wohl schon schlafen gegangen, sind alt geworden (zum Schluß spielt die Combo für den Autor alleine). Mehr Leute, unheimlich viele, sitzen an den Spieltischen und "einarmigen Banditen" des Club Monaco.

Das Schiff wiegt leise aus dem Schlaf, so wie das eben ein 100 000-Tonner kann. Draußen ist es schon längst hell. An Steuerbord, kaum ein paar Meilen entfernt, fährt auf gleichem Kurs ein Schiff der Princeß Cruises, wahrscheinlich die "Sun" oder "Sea Princeß", im Hafen Port Everglades von Fort Lauderdale gestartet. Cumulus-Wolken ziehen vom Atlantik heran, es gibt einen kurzen Schauer, gleich danach füllen sich die Liegestühle auf dem Deck wieder (und es gibt genügend für die dreitausend Paßagiere). Eine knappe Durchsage: Wir fahren 20 Knoten, sind östlich von Salvador Island. Die Karte zeigt den Kurs ab Miami ostwärts, durch die Meeresenge Providence Channel der Bahamas hinaus auf den Atlantik, dann Kursänderung auf Puerto Rico zu, in einiger Entfernung vorüber an den Turks & Caicos Islands. Zum Mittageßen wird das Buffet des South Beach Club am Lido Deck ausgesucht. Dort tobt bald wieder die Reggae Band, der Rhythmus, die Jugend Amerikas.


"Carnival Triumph" zwischen den Bahamas und Puerto Rico


Welch ein Gegensatz ist es, als nachmittags zur Captain's Cocktail Party geladen wird. Hier kehrt die konservative Tradition zurück. Kapitän La Fauci schüttelt allen Gästen die Hand, es müßen viele hunderte sein, einige Herren erscheinen im schwarzen "tux" oder im weißen Dinner Jacket. Es wird in den Club Rio gebeten, ältere Paare tanzen gemeßen auf dem Parkett vor der Musikkapelle. Vielleicht sind die Herren ehrenwerte "cruise hosts", eigens angeheuert um allein reisende Ladies zum Tanz zu bitten. Dann werden die Offiziere vorgestellt, der Jahreszeit gemäß in weißen Uniformen, und schließlich der Küchenchef, der bekommt den meisten Applaus. Für sieben Uhr abends steht ein Musical in der Rome Lounge auf dem Programm, einem Theatersaal mit zwei Galerien. Es ist eine perfekte Aufführung, "Vegas style", Thema Weltumrundung a la Jules Verne. Irgendwann erscheint ein ehrwürdiger Wagons-Lits Schaffner zwischen überseekoffern "we are guests, we are guests on the Orient Expreß" tönt der Song... wer hätte gedacht, daß es der berühmteste Zug Europas bis hierher schaffen könnte? Die Show endet mit einem hinreißenden "American doodle". Dinner, zweite Sitzung, ist dann im Paris Dining Room. Viele Gäste, selbstverständlich formell gekleidet, haben umbuchen laßen, der Oberkellner entschuldigt sich bei uns persönlich, "it was a blitzkrieg", sagt er. Jeden Tag wechselt die Speisekarte. Die meisten Gäste bevorzugen diesmal Lobster Tail als Hauptgericht. Der Servierer kommt aus Bali, fragt ob wir es kennen und freut sich, daß es uns in seiner Heimat gefallen hat. Zum Abschluß tritt auf der Galerie ein improvisierter Chor des Küchenpersonals auf, meist Italiener. Was gewünscht wird? "O sole mio".

Ein heller Morgen am dritten Reisetag, die Sonne scheint in den State Room, das Meer ist dunkelblau, kleine weiße Wellenkämme darauf. Hellblauer Himmel dehnt sich über dem leeren Horizont, endlos in Richtung Atlantik, endlos in Richtung Karibik. Mehr als hundert Meilen entfernt müßte im Westen die Dominikanische Republik liegen. Zu Mittag tut's ein Imbiß am Asian Corner, nachmittags im Vienna Cafe eine gute Sachertorte, doppelt so groß wie in Wien. Am Lido Deck tobt "Ronaldo's Crazy Dance Claß" und, wie im Programm vorausgesagt, "you're feeling hot-hot-hot".


Akunft in San Juan


"Navigator of the Seas" in San Juan

Bild herunterladenin 1500 x 1000 pix, 300 dpi


Der Himmel hat sich grau überzogen. Steuerbords tauchen Berge unter düsteren Wolken auf und voraus, in der Ferne, eine Stadt. Immer mehr Leute stehen an der Reling, immer mehr Kameras werden gezückt. Voraus ist ein Fort, backbords eine Hochhausmetropole im Grünen - San Juan auf Puerto Rico. Langsam geht es um die Mauern der Festung San Felipe del Morro herum, eine Bucht öffnet sich, die Bahia de San Juan, ein Schauspiel, einfach großartig. Der Hafen vor der Altstadt, dem Viejo San Juan, wird überragt von zwei weißen Riesen, der "Navigator of the Seas", dem 137 000-Tonner, der uns von Miami her begleitet, und die nicht ganz so große "Jewel of the Seas", die ihre Reise von Fort Lauderdale aus angetreten hat. Ein kleineres Schiff, auch von Royal Caribbean, liegt weit weg an der anderen Seite der Hafenbucht. Es kann nur die "Empreß of the Seas" sein, die von San Juan aus zu den Inseln vor der Küste Südamerikas fährt. Anlegen am Pier neben der "Jewel", dann steigen die meisten Reisenden zur gebuchten Stadtrundfahrt aus. Einheimische Konkurrenten bieten sie zum halben Preis und so geht es im Kleinbus am Hafen entlang, der von den "Fast Ferries" gekreuzt wird, in das Hochhausviertel und dann, am Fort San Cristobal, unzähligen Plazas und der Kathedrale vorüber, zurück ins Viejo San Juan, wo sich die Paßagiere unter das spanisch sprechende Volk mischen, die Läden aufsuchen oder in den einheimischen Restaurants landen.

Inzwischen ist es Abend geworden. Die Mega-Schiffe erstrahlen in ihrem Lichterglanz, überragen die engen Gaßen. Wir haben es uns auf der "Carnival Triumph" im South Beach Club auf Deck 9 bequem gemacht, schauen auf das nächtliche Treiben hinab und sind schon längst schlafen gegangen, als das Schiff um Mitternacht ablegt.


"Carnival Triumph", San Juan

"Jewel of the Seas", San Juan

Sieben Uhr morgens. Vor dem Fenster taucht der Ausläufer einer grünen Insel auf. Weiterschlafen. Um acht Uhr hat das Schiff schon am Kai festgemacht. Es ist das "West Indian Company Dock" der Insel Saint Thomas. Sie war einst dänisch, wurde 1917 an die USA verkauft, und hat heute noch Linksverkehr. Hinter der "Carnival Triumph" hat bereits die "Navigator of the Seas" angelegt. über dem tropischen Regenwald schweben die Gondeln einer Seilbahn auf den Slag Hill empor und der Blick, der sich dort oben auftut, ist einfach atemberaubend - türkisgrün liegt unten die Long Bay, dahinter Haßel Island, Water Island, Insel hinter Insel, Bucht hinter Bucht, eingerahmt vom dunkelgrünen Tropenwald, und an manchen Tagen soll am Horizont sogar Puerto Rico sichtbar sein. Spontan kommt der Gedanke: Ist nun Rio de Janeiro oder Saint Thomas der schönste Platz der Welt? Ein drittes Mega-Schiff nähert sich der Bucht, umrundet vorsichtig die Klippe des Rupert Rock und macht am West Indian Kai fest. Es ist die "Norwegian Spirit" der NCL. Hinter dem Yachthafen liegt die Stadt Charlotte Amalie, auf dem Markt tummelt sich das bunte Leben. Die "99 Stufen" führen zum Fort Skytsborg empor, von deßen Turm aus der Pirat Edward Teach, genannt Blackbeard, nach Opfern gespäht haben soll. Von einem anderen Burgturm aus hat der ebenso gefürchtete Seeräuber Bluebeard Außchau gehalten und an der Nordküste liegt der "Drake's Seat". Kein Wunder, daß sie alle diese traumhaft schöne Insel zu ihrem Sitz erkoren haben.


St. Thomas und die "Norwegian Spirit", "Navigator of the Seas" und "Carnival Triumph"

In der Abenddämmerung ist vom Lido Deck der "Carnival Triumph" aus schwindelnder Höhe zu beobachten, wie die "Navigator of the Seas" die Leinen losmacht, dann mit Hilfe der "pods" vom Kai ablegt und langsam wendet. Gleich legen auch wir ab, während die "Norwegian Spirit" auf ihrer Rundfahrt von New York durch die Karibik noch am Kai festgemacht liegt. Nach Südwesten, dann Süden geht es in den Abend hinein, die Lichter der "Navigator of the Seas" voraus.


"Carnival Triumph", Paris Dining Room

"Carnival Triumph", Casino Monte Carlo

Das Dinner im Paris Dining Room ist an jenem Abend "casual". Agnes, die Französin aus Kanada, zeichnet es wieder mit einem Lob aus. Doch was ist das, nach dem Hauptgang werden die Lichter gedämpft, karibisch gekleidete Mädchen springen auf die Serviertische, tanzen Calypso und Reggae zu rhythmischer Musik, die Kellner machen mit und wir auch, es ist einfach "crazy" - und nach fünf Minuten vorbei. Die Kellnerinnen servieren diskret weiter und sie waren es, die auf den Tischen getanzt haben (wer in Europa hätte geahnt, daß Kreuzfahrt auch so sein kann...). Der Abend geht weiter, Venezia Bar, Monte Carlo Casino, Big Easy Bar, Hollywood Disco (bevor dort losgelegt wird, schlafen wir schon). An anderen Tagen gibt es die "Carnival Legends Show" in der Rome Lounge (ein gealterter Elvis Presley und ein noch älterer Frank Sinatra sind zu Gast) oder die "Champagne Art Auction" von Park West, "The World's Largest Art Dealer" (mit Champagner gratis) im Club Rio. Nur die Washington Library bleibt ziemlich leer (das erinnert an Garcia Lorca, der seine spanische Heimatstadt so sehr liebte, weil es dort nur eine einzige Bibliothek, aber tausend Tavernen gegeben habe) und zum Glück bleiben auch intellektuelle Lesungen auf dem Fun Ship aus...


Sint Maarten

Früher Morgen, es ist gerade hell geworden, da schiebt sich die "Carnival Triumph" an einer Container-Anlage vorbei langsam an den ersten Platz an einem Kai. Auf der anderen Seite der Mole, fast zum Greifen nahe, liegt die "Caribbean Princeß", ein 112 000-Tonner der Grand Claß von Princeß Cruises. Hinter der "Carnival Triumph" macht die "Navigator of the Seas" fest und hinter der "Caribbean Princeß" die italienische "MSC Opera", auf Karibik-Kurs von Fort Lauderdale aus. Tausende von Paßagieren werden vom Pier mit kleinen Fähren und auch Segelbooten über die Bucht in die nahe Stadt gebracht oder sie bummeln zu Fuß dorthin. Es ist Philipsburg im holländischen Sint Maarten. Mit dem Leihwagen geht es die Uferstraße unter den Hügeln entlang, am Fort Amsterdam vorüber und (in endlosem Verkehrßtau) nordwestwärts nach Saint-Martin, dem zu Frankreich gehörenden Teil der Insel. Der übergang ist gar nicht zu bemerken bis Schilder verraten, daß wir uns schon in der französischen Stadt Marigot befinden. Nach ein paar Kilometern Fahrt durch eine lichtgrüne Lagunenlandschaft ist es der kleine Ort Grand Case, der mit seinen angeblich zwanzig Haute-Cuisine-Restaurants den Reisenden empfängt. Dann zurück nach Marigot, da liegt gerade der Motorsegler "Wind Surf" ex "Club Med I" auf Reede, und zur Maho Bay. Dort wirbeln die großen Flugzeuge aus Amerika und Europa den Sand am Strand so sehr auf, daß Schilder wörtlich verkünden: "Danger... resulting in bodily injury and/or death". Lebend, aber nach streßigem Stau kommen wir rechtzeitig wieder am A.C. Wathey Pier bei der "Carnival Triumph" an.


Sint Maarten, eine Boot-Tour

"Navigator of the Seas", verläßt Sint Maarten

Die "Navigator of the Seas" legt wieder als erste ab, dann die "Carnival Triumph". Die "MSC Opera" ist schon fort. Das Lotsenboot bewacht das Wendemanöver (neun Jahre zuvor ist die "Monarch of the Seas" bei Sint Maarten auf ein Riff gelaufen, die Paßagiere konnten ordnungsgemäß evakuiert und das Schiff repariert werden). Philipsburg und die Berge bleiben unter einem grauen Himmel und einem Regenschauer zurück. Auf nordwestlichem Kurs in Richtung Bahamas und Providence Channel geht es, dem neon-blau leuchtendem Zeichen der Royal Caribbean hinterher, hinaus in die Nacht der Tropen...


Karibischer Sonnenuntergang